Ringer Leipold wieder in der Weltelite und heiß
auf Olympia
Leipzig. Jubelsprünge und hängende Köpfe
gab es bei den deutschen Freistilringern am gestrigen Finaltag beim "Großen
Preis von Deutschland" in der Leipziger Grube-Halle. Während sich
Alexander Leipold (Schifferstadt) als bester Ringer des Turniers wieder
in die Weltspitze kämpfte, fehlte den vom hiesigen Olympiastützpunkt
betreuten André Backhaus (Markneukirchen) und Daniel Wilde (Luckenwalde)
das Quäntchen Glück, um den großen Coup zu landen. Backhaus
verlor sein Finalduell gegen Lazaros Loizidis (Griechenland), Wilde unterlag
im kleinen Finale gegen den Inder Tomar.
Mit einem Flickflack über die Matte feierte Alexander
Leipold in der Klasse bis 74 kg seinen 4:2-Sieg über den Olympiasieger
Daniel Igali aus Kanada. Leipold meldete sich vor 500 Zuschauern (an den
drei Tagen kamen insgesamt 2000) mit dem ersten Turniersieg seit dem Dopingskandal
von Sydney und der einjährigen Sperre des Turniers in derWeltelite
zurück.
"Es hat einen besonderen Stellenwert, in Deutschland gegen
den Olympiasieger zu gewinnen. Jetzt bin ich heiß auf Olympia 2004",
meinte der Weltergewichtler, der nach wie vor im 74-kg-Limit antritt, während
der Kanadier vor zwei jahren in der 68-kg-Klasse triumphiert hatte. Leipolds
letzte Aktion war nicht unumstrittenen: In der Verlängerung konnte
er den Kanadier zwar im alles entscheidenden Zwiegriff am Mattenrand zu
Fall bringen. Während für die Zuschauer alles klar schien, benötigte
die Jury jedoch mehr als drei Minuten und den Mitschnitt eines Hobby-Filmers,
um der Zwei-Punktewertung des Mattenrichters zuzustimmen.
Wie nahe Sieg und Niederlage beieinander liegen, musste
Sachsens bester Ringer André Backhaus erfahren. Der EM-Fünfte
verlor das 84-kg-Finale gegen den Griechen Lazaros Loizidis durch Kampfrichterentscheid:
Jeweils einen Punkt konnten beide Athleten in der regulären Zeit für
sich verbuchen, je einen weiteren in der Verlängerung. Als auch nach
neun Minuten weder Backhaus noch Loizidis den dritten technischen Punkt
gesetzt hatten, entschied der Mattenrichter aufgrund der Verwarnungen gegen
Backhaus.
So wurde nichts aus "Backes" drittem Turniersieg nach
1993 und 1999. "Wir dachten bis zum Schluss, dass Andre vorn liegt sonst
hätten wir taktisch aggressiver agiert. Aber so ist derSport: Am Ende
gibt es einen Sieger und einen Verlierer", sagte Lutz Remus, Trainer am
Olympiastützpunkt, und gab damit auch das Stichwort für die Niederlage
von Daniel Wilde. Mit 2:0 führte derLeipziger Sportstudent im kleinen
Finale der Klasse bis 60 kg gegen den Inder Shokender Tomar. "Ich bekam
ihn einfach nicht in den richtigen Griff. Er war so stark, dass er immer
mit der gleichen Technik punkten konnte", sagte Wilde später, als
Tomar den Kampf mit 8:3 für sich entschieden hatte.
"Wir brauchen uns nicht zu verstecken. Die Jungs haben
ein gutes Turnier gekämpft", bilanzierte Remus. Denn auch der Nachwuchs
präsentierte sich gut: Nico Graf (Taucha), Ronny Wegner (Aue) und
Kai Wedekind (Markneukirchen) fehlte am Ende die Routine. "Meine jungen
Wilden müssen noch ein wenig auf die Weide", scherzte Remus, dessen
Schäfchen sich noch für die WM imSeptember im Iran empfehlen
können.
"Leipold und Backhaus sind unsere Besten und für
die WM gesetzt", bestätigte Sportdirektor Wolfgang Nitschke vom Deutschen
Ringer-Bund. Auch derNachwuchs soll seine Chance bekommen. Gesichtet wird
in den kommenden Wochen bei Trainingslagern in Spanien und Russland. "Unsere
neue Formel lautet: Wir müssen zur Weltspitze, weil sie nicht zu uns
kommt", so Nitschke. Nachdem die Freistilspezialisten zuletzt bei der EM
in Baku ohne Medaille blieben, betont der Chef: "Nur das Training mit den
Weltbesten bringt uns weiter."
Katja Gläß
© 2002; Leipziger
Volkszeitung / Montag, 24. Juni 2002
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